Martinique

Martinique ist ein vollintegrierter Teil des französischen Staates und damit auch Teil der Europäischen Union.

Amtssprache

Französisch

Hauptort

Fort-de-France

Fläche

1'128 km2

Einwohnerzahl

397'700

Dominica

Die Inselrepublik bildet einen eigenständigen Mitgliedstaat des Commonwealth of Nations.

Amtssprache

Englisch

Hauptort

Roseau

Fläche

746 km2

Einwohnerzahl

72'500

Guadeloupe

Guadeloupe ist ein vollintegrierter Teil des französischen Staates und damit auch Teil der Europäischen Union.

Amtssprache

Französisch

Hauptort

Basse-Terre

Fläche

1'628 km2

Einwohnerzahl

404'400

Karibik:
Französische Antillen (Martinique und Guadeloupe)
und Dominica

18. Dezember 2011 – 5. Januar 2012

Martinique

Anfang Januar 2012

Sturmtief Andrea fegt über die Schweiz und hüllt die letzten nicht verschneiten Hänge der Alpen in schönes Weiss. Es gibt zugeschneite Täler und Bergdörfer, in denen Einwohner und Touristen wegen Lawinengefahr festsitzen.

Kaum vorstellbar, dass es Orte auf der Welt gibt, wo man zur gleichen Zeit für eine Abkühlung gerne in einer tropischen Regenböe steht und wo einem im üppigen, feuchten Wald der Schweiss auch ohne Anstrengung nur so den Rücken hinunterläuft.

Von welchem exotischen Gebiet ist hier die Rede? Von der Karibik, in diesem Fall von den französischen Antillen - Martinique und Guadeloupe - und von Dominica, 3 karibischen Inseln „über dem Winde“.

Die Vorbereitungen
Die Idee für einen Besuch dieser Inseln wurde bereits 3 Jahre früher auf La Réunion im indischen Ozean geboren, da Martinique und Guadeloupe ebenfalls „Départements d’outre-mer“ von Frankreich und vulkanischen Ursprungs sind. Dominica ist gerade so „gäbig“ zwischen den beiden eingebettet und mit Fähre gut erreichbar, dass ein Aufenthalt sich aufdrängt.

Die Reisemöglichkeiten von der Schweiz aus halten sich in Grenzen, sodass man wie häufiger im deutschen Markt fündig wird. Logisch, ein Land mit 83 Mio. Einwohnern verfügt über einen grösseren Reisemarkt als ein Land mit knapp 8 Mio. Aber das aus Dresden vorgeschlagene Flugschema mit einer Umsteigezeit in Paris Charles de Gaulle (CDG) von 1:20 St. reicht kaum für Fluggäste, geschweige denn fürs Gepäck und schon gar nicht im Winter, wenn die Kombination „französischer Flughafen + Schnee“ nicht effizient ist. Auf der Rückreise war noch ein Flughafenwechsel in Paris von Orly (ORY) nach CDG vorgeschlagen, der uns gar nicht überzeugte, weshalb wir die Flüge selber gesucht und gebucht haben. Fündig wurden wir bei der Air Caraïbes, einer Fluggesellschaft, die seit dem Jahr 2000 besteht und Charter-/Linienflüge vor allem zwischen den karibischen Inseln, aber auch wenige internationale Linienflüge nach Nord-, Mittel- und Südamerika betreibt. Die meisten Touristen werden aber von ORY eingeflogen.

Air France fliegt diese Strecke auch, war aber für uns nicht interessant, da uns zur Zeit der Buchung noch nicht bekannt war, dass der Flughafen Basel am selben Ort mit den selben Schaltern zwei Abflugorte und -codes kennt: einen schweizerischen - BSL - und einen französischen - MLH. Letzterer mit mehr und preiswerteren Flugverbindungen nach ORY.

Deutschsprachige Reisedokumentation über die 3 erwähnten Inseln ist nur spärlich vorhanden. Lonely Planet hat aber ein französisches Reisebuch über Martinique und Dominica herausgegeben und die französische Version der „Swisstopo“ mit den guten 25’000-er Wanderkarten, hat für ihre „Départements d’outre-mer“ genau so gute Wanderkarten publiziert, wie für ihre Alpen, sodass dem karibischen Wanderglück nichts mehr im Wege steht.

Start der Reise
Nach einem guten Arbeitsabschluss vom Jahr 2011 in Wolhusen (Norma) und Zug (Bruno) konnten am 17. Dezember die Taschen gepackt werden. Als Würze dazu kam am selben Tag die Meldung, dass das Sicherheitspersonal auf den französischen Flughäfen in Streik getreten war, um bessere Löhne und Arbeitsbedingungen zu erkämpfen. In Lyon wurden 90 Flüge gestrichen, in CDG gab es lange Warteschlangen und viele Verspätungen, über ORY waren keine Nachrichten bekannt. Die Air France-Fachfrau am Telefon wusste nichts mehr, als auf der Website publiziert war, was nicht überraschte, als sich herausstellte, dass ihr auch die Doppelkodes des Basler Flughafens völlig unbekannt waren.

Unter diesen Voraussetzungen war uns die erste Zugverbindung von Luzern nach Basel morgens früh zu knapp, weshalb wir am Sonntag, 18. Dezember um 4.30 Uhr bei trockenem Wetter in Luzern ins Auto stiegen und nach Basel Mulhouse fuhren. Bei Sursee fing es an zu schneien, bei Dagmersellen blieb der Schnee liegen und in den Staumeldungen von 5.00 Uhr war die Rede von prekären Strassenverhältnissen im Gebiet des Belchentunnels…… Mittlerweile war auf dem A2 nur noch ein Tempo von 50 km/h möglich, da die Schneeräumungsfahrzeuge an Sonntagen nicht so früh unterwegs sind.

Um ca. 6.00 Uhr erreichten wir den Basler Flughafen dann aber doch unfallfrei und rechtzeitig, da der Schnee bei Sissach in Regen übergegangen war.

Seit dem Eintreffen am Flughafen in Basel hatten wir einen komplikationslosen Reisetag. Das Gepäck erschien in ORY Terminal Ouest wieder auf dem Förderband und konnte bei Air Caraïbes in Terminal Sud wieder eingecheckt werden. Air Caraïbes setzt auf Langstreckenflügen auch auf „personal entertainment“, also konnte die weibliche Hälfte unserer Reisegesellschaft unterwegs den Film „Friends with Benefits“ schauen, wofür sie auf den 2. Teil von Harry Potter 7 verzichtete.

Martinique
Bei Ankunft in Fort-de-France auf Martinique fehlte dann aber doch eines unserer beiden Gepäckstücke. Es sei trotz korrekter Beschriftung nach Pointe-à-Pitre auf Guadeloupe befördert worden, hiess es. Mittlerweile sind wir uns an solchen Sachen gewohnt, und haben deshalb die nötigsten Utensilien für 1-2 Tage im Handgepäck dabei. So konnten wir auch den Anfang unserer Ferien auf Martinique geniessen. Die Aussicht vom Balkon im Le Diamant Beach Hotel umfasste Palmbäume, den Rocher du Diamant und den Morne Larcher; wunderbar! Dazu kommt, dass 6 Nächte ohne Packen, Zelt aufbauen oder Schlafen im Schlafsack sehr angenehm und erholsam sind.

Auf Martinique kann man mit Euros bezahlen und mit der ID-Karte einreisen, man befindet sich in der EU, so wie man dies in Paris tut, auch wenn die Landschaft und die Leute etwas anders aussehen und das Klima tropisch ist. Die Insel ist 1130 km2 gross und hat ca. 397’700 Einwohner. Ihre Herkunft ist 80% afrikanisch, 15% indisch und 5% europäisch.
Die ersten Bewohner der Insel waren von Südamerika kommend die Arawak und die Kariben. Am 15. Juni 1502 entdeckte Kolumbus auf seiner 4. Reise als erster Europäer die Insel, wonach die Geschichte mit mehrheitlich französischem Besitz, Sklaverei, Zuckerrohr- und später Bananenbau etc. seinen Lauf nahm.

Die Lebenshaltungskosten auf Martinique sind viel höher als auf dem französischen Festland, der Index beträgt 120. Im 2009 kam es u.a. deswegen zu einem 6-wöchigen Generalstreik, beginnend auf Guadeloupe. Die Streikenden konnten höhere Löhne durchsetzen, die Zusagen wurden aber zum Teil nicht eingehalten. Gegner des Streiks waren die Nachfahren früherer weisser Sklavenhalter, welche die französischen Antillen ökonomisch noch immer weitgehend dominieren.

Heutzutage sind Bananen mit 40% das wichtigste Exportgut der Insel. Rohrzucker, Rum und Ananas sind weitere wichtige landwirtschaftliche Produkte.

80% der Touristen kommen aus Frankreich, 5% aus dem restlichen Europa, 11% aus der Karibik und 4% aus den USA. Es ist natürlich bequem, wenn man als Franzose nach einer langen Reise an einen solchen exotischen Ort immer noch im eigenen Land ist, seine eigene Sprache sprechen kann und dabei verstanden wird.

Die wohl berühmteste Tochter der Insel soll hier noch erwähnt werden: Joséphine de Beauharnais, geb. Tascher (1763 - 1814). Sie war die spätere First Lady Frankreichs, aber „zuhause“ wegen der erneuten Einführung der Sklaverei (1802 - 1848) durch Napoleon nicht so besonders beliebt.

Zur Infrastruktur lässt sich noch sagen, dass es auf Martinique einen internationalen Flughafen, FDF, gibt, der in der Nähe der Hauptstadt liegt. Das Strassennetz ist sehr gut ausgebaut, zum Teil sogar vierspurig. Überraschend sind die täglichen Staus auf der Autobahn zwischen dem Flughafengebiet und der Hauptstadt. Sie starten bereits ab ca. 6.00 Uhr und dauern den ganzen Tag an. Vielleicht hat dies etwas damit zu tun, dass Autobahnausfahrten in Form von Kreiseln gestaltet sind. In diesem Zusammenhang überrascht es auch nicht, dass Velofahrer und Fussgänger auf der Autobahn anzutreffen sind.

Am Tag nach unserer Ankunft erhielten wir ein Mietauto (Ford Ka), womit wir „unsere“ Presqu’île des Trois Îlets umrundeten: sonnige Strände, schöne Aussichten, üppige Vegetation und in den Bergen Wolken und Regen, der manchmal bis zur Küste hinunterreichte.

Die erste Bergtour sollte der Montagne Pelée im Norden der Insel werden. Leider garantierten ein frühes Aufstehen und ein Verzicht aufs Hotel-Frühstück kein gutes Wetter am Berg, weshalb wir die Tour um 2 Tage verschoben. In der Zwischenzeit erhielten wir einen Eindruck von Fort-de-France mit verstopften Strassen und fehlenden Parkplätzen und wir machten eine schöne Wanderung über die östliche Halbinsel La Caravelle mit stürmischen Winden auf den Klippen, bizarren Felsformationen im Meer und feuchtwarmen Mangroven in der Baie du Trésor.

Beim nächsten Versuch den Montagne Pelée zu besteigen, war das Wetter in höheren Lagen nicht besser, was uns aber nicht hinderte, den Berg in Angriff zu nehmen. Zusammenfassung der Tour: Sicht – keine; Niederschlag - einsetzender Regen; Wind - unangenehm stark; Zwischenfall - Subluxation von Brunos Schultergelenk, weshalb wir 200 Höhenmeter unter dem Gipfel umkehrten. Schade, aber unter diesen Umständen den gerölligen, rutschigen Gipfelhang des Pelées hoch und hinunter zu gehen, war nicht ratsam.

Weihnachtsmärkte sind in Europa keine Besonderheit, aber auf Martinique für uns etwas Besonderes. Wir waren Zeuge einer folkloristischen Tanz-Darbietung mit farbigen Kleidern, exotischen Klängen und derartig rollenden Hüften, dass wir in Europa nur davon träumen können. Gegen Ende des Marktes bestand die Musik aus einer Jam-Session lokaler Interpreten, die es trotz aufgestellter Klänge wahrscheinlich nicht in den DRS3-World Music Special schaffen werden.

Dominica
Am 24. Dezember brachte uns eine Fähre der Firma Express des Îles in 2 Stunden von Martinique nach Dominica. Die Eincheck-Prozedur war wie auf einem Flughafen mit ähnlichen Regeln fürs Handgepäck inkl. Sicherheitsdemonstration vor Abfahrt. Die Zeiten, in denen man gleichzeitig mit Autos, Fahrrädern etc. aufs Schiff geht und sein Gepäck in irgendeiner Ecke abstellt, sind auch hier vorbei. Nach einer schnellen aber turbulenten zweistündigen Fahrt trafen wir in Roseau, Hauptstadt von Dominica, ein und landeten damit in einer völlig anderen Welt. Die Einreiseformalitäten am Fährhafen gestalteten sich aufwändig, da wir wieder ausserhalb der EU angekommen waren. Am späteren Nachmittag vom Heiligabend war die Hektik in Roseau ähnlich wie in jeder anderen Stadt, wo die Leute die letzten Einkäufe vor Weihnachten tätigen. Auf der Fahrt von Roseau zum Hotel bei Salisbury an der Westküste wurde klar, dass wir in ein Zweitweltland angekommen waren. Das Strassennetz auf Dominica hat eine Länge von 780km, wovon nur die Hälfte befestigt ist. Das Wort befestigt ist kein Understatement; die Strassen sind übersäht mit Schlaglöchern. Im September 2011 gab es an der Westküste der Insel heftige Überschwemmungen, wodurch ein Grossteil der Hauptstrasse weggespült wurde. 3 Monate später war die Strecke noch immer nicht asphaltiert.

Dominica verfügt über 2 Flughäfen, beide haben jedoch keine internationale Zulassung für grosse Passagiermaschinen, was - nebst der rauen Küste und den fehlenden Sandstränden - als eines der Haupthindernisse für die touristische Entwicklung von Dominica angesehen wird. Ein deutscher Gast in unserem Hotel musste auf seiner Flugreise von Frankfurt nach Dominica 3 Mal umsteigen.

Dominica ist eine selbständige Republik und Mitglied des Commonwealth of Nations. Man bezahlt wie in 7 weiteren unabhängigen Karibik-Staaten, mit dem East Caribbean Dollar - EC$ 300 » CHF 100 - und die Amtssprache ist Englisch. Die Insel ist 746 km2 gross und hat ca. 72’500 Einwohner. Aufgrund der starken Abwanderung beträgt das Bevölkerungswachstum nur 0.2%. Zentenare, Leute älter als 100 Jahre, gibt es 3 Mal so viele wie in West-Europa. Für uns ist dies nicht nachvollziehbar, wenn man sieht, wie ärmlich viele Leute leben: Die Behausung besteht häufig aus nicht mehr als einem hüttenartigen Häuschen, die Wäsche wird oftmals noch im Dorfbach gewaschen und nach dem täglichen Fischen muss das Holzboot durch ca. 10 Männer mit vereinten Kräften am steinigen Naturstrand an Land gehievt werden. Die Gründe für den hohen Zentenar-Anteil sind Gegenstand von medizinischen Untersuchungen.


Die ersten Bewohner von Dominica waren die friedlichen Arawak, die von den kriegerischen Kariben ausgerottet wurden. Heute leben noch ca. 500 Kariben in einem Reservat im Osten der Insel. Am Sonntag, 3. November 1493 entdeckte Kolumbus auf seiner 2. Reise als erster Europäer die Insel, und benannte sie nach dem Wochentag der Entdeckung. Er ging jedoch nicht an Land und die Insel blieb für weitere 100 Jahre ohne europäische Kolonialisierungsversuche. Danach war die Inselgeschichte geprägt von wechselndem Besitz durch England und Frankreich sowie Selbständigkeit, Sklaverei, Kaffee- und später Bananenbau. Seit 1978 ist Dominica unabhängig und Mitglied der Vereinten Nationen.

Die Hauptthemen der modernen Geschichte der Insel sind tropische Stürme, Hurricanes und Überschwemmungen, die viele Ernten vernichten, wirtschaftliche Entwicklungshilfe aus der EU, Tourismus-Förderung, Staatsverschuldung und eine Arbeitslosigkeit in Höhe von 20%.

Dominica ist nicht zu verwechseln mit der Dominikanischen Republik, die nördlich in der Karibik zwischen Kuba und Puerto Rico liegt. Die Einwohner dort heissen Dominikaner, die Einwohner von Dominica sind Dominicaner.

Das Tamarind Tree Hotel - unser Gastgeber für 5 Nächte - liegt an der Westküste auf einer 30 Meter hohen Klippe mit herrlichen Aussichten über das karibische Meer und die Bucht von Salisbury. Wir verbrachten entsprechend viel Zeit auf der lauschigen Terrasse des Hotelzimmers und genossen die exotischen Aussichten.

Auf der Insel waren wir mit einem Jeep - Suzuki Jimmy - unterwegs und sagten beim Losfahren morgens jeweils: „Wir fahren auf der linken Seite der Strasse“, was nebst Scheibenwischer links und Blinker rechts vom Lenkrad verwirrend ist. Zusammen mit dem Strassenzustand und den so gut wie fehlenden Orts-/Strassen- und Richtungsbeschriftungen wurde das Fahren auf Dominica zu einem Abenteuer. Apropos Abenteuer, 2 der 4 Filme von „Pirates of the Caribbean“ wurden auf Dominica gedreht.

Die Insel ist sehr schön und ursprünglich, die Wasserfälle prall und fallend in idyllische Lagunen, die Wanderwege überraschend gut markiert aber feucht und rutschig. Wanderstöcke sind kein überflüssiger Luxus. Eine unserer sehr schönen Wanderungen war auf einem nördlichen Teil des Waitukubuli-Trails, der als „National Trail Project“ von Süden nach Norden durch die Insel läuft und versucht den Eco-Tourismus anzukurbeln. In der Sprache der Ureinwohner hiess die Insel in Anlehnung an das gebirgige Inselprofil Waitukubuli („Ihr Körper ist hoch“).
Bei einem Ausflug in die Hauptstadt Roseau wurden wir Zeuge des lebhaften Betriebs einer Stadt, wenn ein grosses Kreuzfahrtschiff im Hafen eintrifft. Es handelte sich um einen Kahn der Firma Celebrity Cruises. Abends zurück auf „unserem“ 30 Meter hohen Felsen sahen wir, wie das Schiff - in sicherer Entfernung der felsigen Küste - in gemächlichem Tempo in Richtung Norden fuhr. Dank WLAN im Hotel und Internet auf unserem mitgebrachten Laptop konnten wir ausfindig machen, dass ca. 2'000 Gäste an Bord waren und der nächste Zielhafen auf St. Kitts war. Es war interessant das ganze Geschehen zu beobachten, aber wir sind noch nicht so weit, dass wir solche Reisen planen, und schon gar nicht in einer Zeit, in der die Firma Costa Crociere, Ihr Schiff Costa Concordia und Kapitän Schettino im Mittelmeer negativ-Schlagzeilen machen.

Guadeloupe
Am 29. Dezember brachte uns die Fähre von Roseau zur letzten Insel dieser Reise, Guadeloupe. Dort ist man wie auf Martinique wieder in der EU. Zusammen bilden die Inseln die französischen Antillen. Guadeloupe besteht aus diversen kleinen Inseln sowie der „Hauptinsel“, die 2-geteilt ist: Basse-Terre und Grande-Terre sind von einander getrennt durch einen 50 m breiten Meeresarm. Es gibt 404'400 Einwohner wovon 90% Schwarze oder Mulatten, 5% Weisse und 5% Inder, Libanesen und Chinesen. Das Bevölkerungswachstum beträgt 0.85%.

Die Geschichte von Guadeloupe gestaltet sich bis zur europäischen Entdeckung ähnlich wie diejenige von Martinique. Columbus entdeckte die Insel 1 Tag später als Dominica, aber erst 142 Jahre später gelang es den Franzosen sie zu kolonisieren. Seitdem gehört sie mit kurzen Ausnahmen zu Frankreich mit einer Geschichte von Plantagenwirtschaft und Sklaverei mit Zuckerrohr, Kaffee und später Bananen.

Seitdem Guadeloupe im Jahre 1946 zu einem „Département d’outre-mer“ von Frankreich wurde, werden die Bewohner und deren Kultur als französisch betrachtet. Auf die Unterschiede zum europäischen Festland wird kaum Rücksicht genommen. Als Reaktion entstanden in den 80-er Jahren Unabhängigkeitsbewegungen mit als Ziel die Entwicklung einer Eigenverantwortlichkeit der Bevölkerung für ihr Land. Der grösste Teil der Bevölkerung hält eine Unabhängigkeit von Frankreich jedoch nicht für realistisch. Logisch, wenn man das Beispiel vom armen Nachbarn Dominica vor der Küste und vor Augen hat.

Der Fremdenverkehr ist ein wichtiger Wirtschaftszweig. Die meisten Urlauber kommen aus Frankreich, eine steigende Anzahl Kreuzfahrtschiffe besucht Guadeloupe. Die wichtigsten Exportgüter sind Bananen, Zucker und Rum.
Die Infrastruktur ist gut, die Strassen auf europäischem Standard und es gibt einen internationalen Flughafen in Pointe-à-Pitre. Die Hauptstadt liegt im Süden vom Inselteil Basse-Terre und heisst auch Basse-Terre.

Unser Standort auf Guadeloupe war im Nordwesten bei Deshaies und dem schönsten Strand der Insel, Grand Anse. Das Hotelzimmer hatte eine gemütliche Terrasse mit dieses Mal keiner Meeressicht sondern Sicht ins Grüne, wodurch sich abends jeweils ausführliche Apéros bei Sonnenuntergang anstelle von Diners in Restaurants aufdrängten.

Dank eines Dacia-Renault Mietwagens konnten wir die Insel in allen Ecken erkunden, aber das Fahrzeug war so alt, gebrechlich und dreckig, dass es am Ende der Reise plötzlich eine zusätzliche Beule im Heck gab. Brunos Kosename für die 4 Räder war „´sGschwür“.

Die Wanderungen auf der Insel variierten von einer langen heissen Küstenwanderung am östlichen Ende über eine feuchtwarme rauf-und-runter Wanderung im tropischen Wald zu einem idyllischen Wasserfall bis zum höchsten Berg der Kleinen Antillen, dem Vulkan La Soufrière. Die Wanderung zum Soufrière (1’467m) hatte es in sich. Sie startete technisch einfach bei warmen Schwefelbädern, ging durch einen tropischen Wald, danach durch eine Ebene und dann weiter hoch über die Vulkanhänge, wo der Schwefelgeruch darauf hinwies, dass der Vulkan nicht im Dauerkoma sondern nur am Schlafen war. Leider gab es, wie so häufig in den tropischen Bergen, keine Sicht sondern Orkanwinde, die trotz guter Ausrüstung und konsequenten Festhaltens an Sträuchern und Wanderpfosten ein Sturz der leichteren Hälfte unserer Reisegesellschaft verursachten. Wir waren aber auch dort wieder erstaunt, wie viele Leute solche Bergwanderungen in doch recht steinigem, instabilem Gelände unternehmen mit nicht mehr als Turnschuhen oder Flip-Flops an den Füssen und einem Badetuch um die Schultern. Wir bekommen manchmal das Gefühl mit unseren Schweizer Bergschuhen, -kleidern und Regenschutz „overdressed“ zu sein.

Auf jeden Fall soll es auf dem Soufrière sehr schön sein, aber leider blieb uns jegliche Sicht verwehrt. Die Wetterprognosen änderten sich während unseres Aufenthalts nicht, sodass ein 2. Versuch in der Hoffnung auf mehr Sicht nicht sinnvoll war.

An Silvester schickten wir allen Verwandten und Bekannten einen Neujahrswunsch mit einem Bild, das sehr deutlich zeigte, wie es um die Vegetation der Inseln steht. Die Bedingungen für üppiges, dauerndes, schnelles Wachstum sind so gut, dass man nichts zu lange an einem grünen Ort stehen lassen soll. Es wird nämlich sofort überwuchert und durch die Natur in ein schönes grünes Kleid gehüllt.

Heimreise
Nach 6 Nächten auf der schönen tropischen Insel war es Zeit von der Karibik Abschied zu nehmen. Der Direktflug von Pointe-à-Pitre nach Paris verlief reibungslos und landete mit einer halben Stunde Verspätung morgens um 6.40 auf ORY. Das Gepäck hatte es mit uns bis nach ORY geschafft und nach kurzer Zeit standen wir vor der Auflistung aller Abflüge im Terminal Ouest. Die Idee des Umbuchens vom 16.10- auf den 8.25-Flug nach Basel war nahe liegend und gemäss Nachfrage für € 61/Person möglich. Das sind uns 10 Stunden Warten mit Jetlag wert. Der Flug gestaltete sich dann noch sehr spannend, da gerade an dem Tag, wie zu Anfang erwähnt, Sturmtief Andrea über West-Europa fegte. Wir waren überrascht, dass der Pilot die Maschine trotz bootsartiger Schwankungen sicher landen konnte, aber der Verbrauch der weissen Säcke für die Entleerung des Mageninhalts lag bei hohen 50% der Fluggäste. Glücklicher Zufall: Als am Nachmittag desselben Tages am Hügelweg die Wäsche schon gewaschen war, wurden fast die Hälfte der Flüge in die Schweiz entweder annulliert oder zu anderen europäischen Städten umgeleitet.

Fazit und neue Pläne
Welche Insel hat uns rückblickend am besten gefallen? Schwierig zu sagen. Jede hat so seine speziellen Eigenheiten und besonderen Ecken, Küsten und Felsen. Es war ein sehr schönes Inseltrio, das wir kennen lernen durften.

Mittlerweile haben wir uns wieder gerne vom Arbeitsalltag und vom Schweizer Winter mit seinen auch sehr schönen Seiten in Beschlag nehmen lassen und schmieden vorsichtig Pläne, für wenn uns das Reisefieber ein nächstes Mal packt.

Einige Bilder aus Guadeloupe
Einige Bilder aus Martinique
Einige Bilder aus Dominica